Hilfen zur Erziehung

Hilfen zur Erziehung

Wenn eine angemessene Förderung und Erziehung nicht möglich ist, haben die betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern Anspruch auf Hilfen zur Erziehung. Dieser in der Schweiz relativ neu eingeführte Begriff umfasst die Angebotspalette der intensiven ambulanten und stationären Leistungen der Kinderund Jugendhilfe wie beispielsweise sozialpädagogische Familienbegleitung oder Heimerziehung.
Der Anteil der Jugendlichen mit einem Bedarf an Hilfen zur Erziehung ist klein. In dieser Gruppe gibt es nochmals einen kleinen Anteil an Jugendlichen, die auch das Helfersystem an seine Grenzen bringen. Auch wenn sich diese sogenannten «Systemsprenger » bezogen auf alle Jugendliche in der Schweiz numerisch im Promillebereich bewegen, binden sie einen Grossteil der Ressourcen in Fachdiensten, Kindesschutzbehörden und Heimen und bringen teilweise auch erfahrene Fachleute an den Rand der Verzweiflung und Erschöpfung.
Wie kommt es zu diesen schweren Krisen im Jugendalter? Während die Kinder- und Jugendpsychiatrie den einzelnen Jugendlichen in den Blick nimmt und beispielsweise eine Störung des Sozialverhaltens diagnostiziert, legt die Soziale Arbeit den Fokus traditionell eher auf systemische und soziologische Ursachen. Einig ist man sich heutzutage aber weitgehend darin, dass eine erfolgreiche Betreuung und Behandlung dieser Jugendlichen nur in der Kooperation von Sozialer Arbeit und Kinder- und Jugendpsychiatrie gelingen kann.
Obwohl die Begleitung und Betreuung von Jugendlichen in besonders schweren Lebenssituationen zu den anspruchsvollsten Aufgaben in der Sozialen Arbeit gehört, stehen Fachpersonen dafür wenig spezifische Werkzeuge zur Verfügung. In letzter Zeit sind zwar neue Instrumente im Bereich Kindesschutz entwickelt worden, diese fokussieren aber auf Kindeswohlgefährdungen wie Misshandlung oder Vernachlässigung durch die Eltern und sind bei schweren Verhaltensauffälligkeiten im Jugendalter nur bedingt anwendbar.
Ein Mangel herrscht auch bei den ambulanten und stationären Angeboten für «Systemsprenger». Die Schweiz verfügt zwar über eine grosse Auswahl an qualitativ gut arbeitenden Anbietern von Hilfen zur Erziehung, aber oft fehlt es an der Möglichkeit, für Jugendliche in besonders belasteten Situationen ein massgeschneidertes Angebot zu entwickeln. Seitdem «Carlos» und «Boris» über den medialen Boulevard gezerrt wurden, zögern vermehrt auch Behörden und Ämter, «Sondersettings» zu bewilligen beziehungsweise zu finanzieren.
In diesem Schwerpunkt finden sich neben Beiträgen, die mögliche Ursachen schwerer Krisen im Jugendalter beleuchten, eine Reihe von Artikeln, die Angebote für unterschiedliche Zielgruppen der Hilfen zur Erziehung vorstellen, nicht nur für junge Männer wie «Carlos». Denn Ziel aller Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe muss es sein, Krisen von Kindern, Jugendlichen und Familien rechtzeitig aufzufangen – bevor sie eskalieren und schliesslich Schlagzeilen machen.

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Sexarbeit

Sexarbeit

Haben Sie schon einmal Liebe beziehungsweise Sex gekauft oder gegen Bezahlung angeboten? Gemäss Aidshilfe Schweiz nimmt jeder fünfte Mann in der Schweiz mindestens einmal im Jahr die Dienste einer Prostituierten in Anspruch. Jeder zehnte schwule Mann in Zürich geht regelmässig zu Strichern. Auch Frauen sind Kundinnen im Sexgewerbe. Wie oft sie einen Callboy buchen, schlägt sich in keiner Statistik nieder. Unbestrittener Fakt zum Thema käuflicher Sex ist: Selten bis nie sprechen Männer und Frauen über dieses intime und private Thema. Die zahlreichen Angebote im Internet, in speziellen Häusern, auf offener Strasse, in seriösen und weniger seriösen Clubs, auf Strichplätzen, in Kontaktbörsen und unzähligen Inseraten sprechen für sich. Die Vielfalt der Bezeichnungen ebenfalls: vom Dirnen wesen übers Laufgeschäft und den Liebesdienst bis zum ältesten, ambulanten oder horizontalen Gewerbe. Doch ist Prostitution bzw. Sexarbeit ein Gewerbe wie jedes andere, nur weil Steuerpflicht und Sozialabgaben auch hier gelten? Offiziell ist die Prostitution längst nicht mehr sittenwidrig. Seit 75 Jahren ist die Prostitution in der Schweiz legal. Das Bundesamt für Polizei schätzt den Erlös der Rotlichtbranche in der Schweiz auf jährlich 3,2 Milliarden Franken. Nichtsdestotrotz ist Sexarbeit nach wie vor ein Tabu, verbunden mit zahlreichen Vorurteilen und Diskriminierungen. Die AutorInnen verwenden im vorliegenden Heft sowohl die Begriffe Prostitution wie auch Sexarbeit bzw. Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen. Juristisch wird Sexarbeit in der Schweiz bisher als Prostitution bezeichnet. Gewisse Fachorganisationen nehmen heute jedoch Abstand von der Bezeichnung. Und im Kanton Luzern beispielsweise befindet sich aktuell ein Gesetzesentwurf über die Sexarbeit in der Vernehmlassung. Auf folgende Fragen suchen wir mit unserem Schwerpunkt Antworten: Welche Arbeits felder ergeben sich für die Soziale Arbeit und die Seelsorge? Ist Prostitution ein soziales – und nicht nur ein privates – Problem? Welche Unterstützung brauchen und nutzen Prostituierte wirklich? Stärker noch als die weibliche ist die männ liche Prostitution in unserer Gesellschaft tabuisiert. Was beschäftigt die männlichen Sexarbeiter? Handelt es sich bei den Dienstleistungen für Menschen mit Beeinträchtigungen von sogenannten BerührerInnen um eine Form von Prostitution? Ist Sexarbeit eine grund legende Verletzung von Frauen- bzw. Menschenrechten und muss sie verboten werden? Oder soll man für die Anerkennung der Rechte von SexarbeiterInnen kämpfen? Eine Vielzahl an Spannungsfeldern, auf welche unsere Autorinnen und Autoren eingehen. Sex gegen Bezahlung ist eine Realität. Die käufliche Liebe hingegen ist und bleibt eine Illusion. Käuflich ist höchstens die Illusion der Liebe. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.

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Auf dem Weg zur lernenden Organisation

Auf dem Weg zur lernenden Organisation

«Das haben wir schon immer so gemacht!» Das ist nicht nur im bernischen Emmental ein häufig gehörtes Argument, um anstehende Entwicklungen oder neue Vorgehensvorschläge zu verhindern. Argyris, Schön und Senge haben vor zwanzig Jahren mit ihren Theorien zu «Lernen in Organisationen» und der Forderung nach «lernenden Organisationen» die Management- und Organisationsbranche und die Leitungsverantwortlichen verunsichert und gleichzeitig fasziniert. Institutionen müssen zu lernenden Organisationen werden, damit sie sich dem raschen Wandel der Umwelt und den Erfordernissen der Anspruchsgruppen anpassen. Dies wurde fortan zur Leitidee in Weiterbildung und Managementseminaren.
Was haben diese Ansätze gebracht, und wo stehen wir heute diesbezüglich im Sozialbereich? Das fragten wir uns und einigten uns im Redaktionsteam auf den vorsichtig formulierten Titel: «Auf dem Weg zur lernenden Organisation».
Roger Pfiffner beleuchtet in seinem Einführungsartikel den heutigen Stand der Diskussion rund um das Lernen in sozialen Organisationen. Der Soziologe Kühl kritisiert diese Konzepte und weist auf Widersprüche hin. Organisationen müssen sich auf Veränderungen einlassen, sie müssen jedoch auch erfolgreich ignorieren können. Verschiedene AutorInnen (Geramanis, Herzig, Christ und Forrer, Gehrlach) diskutieren in ihren Beiträgen Projekte und Fragen rund um Lernen, Arbeitsfähigkeit, Qualität und Steuerung in sozialen Organisationen. Zwei Artikel beleuchten diese Fragen ganz konkret aus der Praxis der Sozialpädagogik und der Sozialdienste (Zürcher, Lerch und Wüthrich). Zudem äussern sich Vertretende der Deutschschweizer Fachhochschulen in Kurzbeiträgen über aktuelle Forschungs-, Entwicklungs- oder Dienstleistungsprojekte.
Machen Sie sich selbst ein Bild. Wie lernt die Organisation, in welcher Sie arbeiten, und was ist Ihr Beitrag zur steten Weiterentwicklung der Organisation? Im Zweifelsfall können Sie ja immer noch versuchen, sich an den alten Emmentaler Leitspruch zu klammern.

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Gesundheitsförderung und Prävention

Gesundheitsförderung und Prävention

Vielleicht mögen Sie sich noch an die Lektionen zum Thema Prävention in der Schule erinnern. Oder sehen Sie noch die Situation vor sich, als Ihnen als Jugendlicher ein Erwachsener mit einem Budgetformular zeigen wollte, wie Sie richtig sparen könne? Vielleicht haben Sie auch schon mal ein ABC durchgearbeitet von A wie Aids, über D wie Drogen, U wie ungewollte Schwangerschaft bis Z wie Zigaretten. Häufig waren diese Lektionen verbunden mit einem erhobenen Mahnfinger. Ein Bild, welches der Prävention noch heute anhaftet.
Auch wenn es schwierig zu beurteilen ist, ob diese Kritik berechtigt ist oder sich inzwischen erübrigt hat, lohnt sich die Auseinandersetzung mit neuen Modellen und Konzepten der Prävention. Neue Begriffe wie Gesundheitsförderung, Settingansatz, Früherkennung und Frühförderung oder Peer-to-Peer-Ansätze lassen erahnen, dass sich die Präventionsarbeit in den letzten Jahren grundlegend gewandelt hat. Gesundheitsförderung und Prävention stellen ein komplexes Feld dar, und viele der Bemühungen, die Begriffe voneinander abzugrenzen, sie theoretisch zu fassen, münden in eine unergründlich scheinende Vielfalt von Autoren, Theorien und Konzepten. Auch die Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung (1986) weist darauf hin, wie breit das Feld ist:
«Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben. Gesundheit entsteht dadurch, dass man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt ist, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die all ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen»
Gesundheitsförderung und Prävention liegt jedoch nicht nur in der Verantwortung der einzelnen Individuen. Es liegt vielmehr bei der Gesellschaft als Ganzes, Chancengerechtigkeit, Empowerment und Partizipation einzufordern. Eine Verantwortung, die in der Sozialen Arbeit von grosser Bedeutung ist.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Spass beim Entdecken von neuen Aspekten dieses spannenden Feldes.

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Asylwesen

Asylwesen

Flüchtlinge sind Boten des Unglücks: Sie berichten von persönlichem und familiärem Verhängnis, von schwierigen oder katastrophalen Situationen in ihrem Herkunftsland. Sie kommen in das Land der Glücklichen: Gemäss verschiedenen Glücksindizes belegt die Schweiz Rang 1 bis 4 in dieser Weltrangliste. Kann das gut gehen? Zufriedene Menschen lassen sich ungerne stören und fürchten nichts so sehr wie das eigene Schlechtergehen. Die einen reagieren trotzdem dankbar im Hinblick auf das persönliche Wohlergehen und fühlen sich motiviert zu Hilfsbereitschaft für die Ankommenden, andere wünschen Asylsuchende ins Pfefferland. Die gewaltigen Gegensätze und Widersprüche dieses Planeten werden selten so fassbar wie in der Asyl- und Flüchtlingsfrage und sind dort auch nicht «lösbar». Sie können höchstens mehr oder weniger gut bewältigt werden. So ist man sich in der Fachwelt heute beispielsweise einig, dass die Integration am ersten Tag beginnen sollte. Das nützt den Hierbleibenden wie auch denjenigen, die wieder zurückgehen müssen. Die Asylpolitik und die Umsetzung bleiben jedoch immer reaktiv und in Widersprüchen gefangen, und das entsprechende Gesetz wird dauernd revidiert. In dieser Nummer richten wir den Fokus auf die praktische Umsetzung in Bund, Kantonen und Gemeinden. Das beginnt mit Grundsatzartikeln zur heutigen Situation und zu Diskussionen rund um das Asylwesen (Gebremariam; Probst und Efionayi-Mäder) und zur zentralen Frage der Integration (Kessler). Anschliessend folgen handlungsorientierte Beiträge zur Sozialen Arbeit in Sozialhilfe (Bickel und Schmutz), in der Arbeitsintegration (Gäumann; Bachmann) und in Gemeinschaftszentren (Cajas). Abgerundet wird die Themennummer mit einem vertiefenden Blick auf das Vermitteln von Regeln und Werten (Eser Davolio und Kunz Martin), einem Artikel eines Betroffenen (Tahir) und einem das Thema Migration noch weiter öffnenden Text zur Sozialen Arbeit mit Sans-Papiers (Lopez).
Sicher ist, es gäbe noch vieles zu sagen. Wir bleiben dran, hoffentlich bleiben Sie es als Leserinnen und Leser auch.

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Macht

Macht

Die Auseinandersetzung mit Macht und Ohnmacht ist in der Sozialen Arbeit ein unumgängliches Thema, allein die Erwähnung des Begriffs Macht löst jedoch oft ambivalente Gefühle aus. Letzthin sagte eine Kollegin beispielsweise: «Ich habe zweifellos Macht über meine KlientInnen – viele von ihnen mit Suchtproblemen. Ich kann ihnen die Auszahlung ihres Taschengeldes unter dem Hinweis verweigern, dass sie nicht zur vorgesehenen Zeit im Büro vorgesprochen haben. Wegen mir ist ihr Tag vermasselt, weil sie ihr Trinken nicht einkaufen können. Will ich aber dazu beitragen, ihre Lebenssituation zu verbessern, dann ist meine Macht oft mehr als begrenzt. Meinen Vorgesetzten oder externen Behörden geht es ähnlich mit der Macht über mich: Einmal bekommen sie sehr schnell von mir das Gewünschte. Ein anderes Mal müssen sie lange auf eine Leistung oder eine Auskunft von mir warten. Sie müssen sich dann von mir Erklärungen anhören, wie die Zusammenarbeit mit den KlientInnen sei nicht immer exakt planbar. Mitarbeitende von Behörden haben in der Regel keine Wahl, was sie von mir oder meinen KlientInnen fordern müssen. Sie haben sich an Gesetze und Budgets zu halten – auch wenn sie diese nicht erlassen haben und Mühe haben, dahinterzustehen.»
Nicht nur als SozialarbeiterInnen sind wir mit Macht und Ohnmacht konfrontiert, auch als Mitglieder der Redaktionsgruppe begegnen uns die beiden Pole. Einerseits können wir Themen setzen, Aufträge erteilen und Ausgaben gestalten. Gleichzeitig erleben wir jedoch hin und wieder ein Ausgeliefertsein. Wenn beispielsweise die vereinbarten Inhalte in den Beiträgen nicht berücksichtigt werden oder versprochene Artikel zu spät oder am Ende gar nicht eintreffen, dann stehen wir mit leeren Händen da und kommen unter Druck. Es scheint geradezu passend, dass für die vorliegende Ausgabe gleich zwei Beiträge erst nach Redaktionsschluss abgesagt wurden – und wir absolut machtlos sind.
Macht ist das Öl oder der Sand im Getriebe, je nach Blick- oder Fahrtrichtung. Im vorliegenden Schwerpunkt ist vereint, was sonst weit auseinanderliegt. Gleich zu Beginn kommt die Soziale Arbeit auf die Anklagebank. Daneben kommen Menschen mit Lernschwierigkeiten zu Wort, die ihre Ohnmacht nicht tatenlos hinnehmen. Weiter ist die Rede vom Stabilitätspakt der europäischen Union, von der Ermächtigung der Sozialarbeit durch die Schaffung der KES-Behörden, der Macht von unten am Beispiel eines Speaker’s Corner sowie den politischen Einflussmöglichkeiten unseres Berufsverbandes, der uns in unserer Professionalität stärkt. Wir laden Sie ein, entdecken Sie in unserem Schwerpunkt die explizit beschriebenen Machtzusammenhänge – und auch die verborgenen – und machen Sie in Ihrem Alltag gleich weiter damit. Dann haben wir die Chance, der Anklage im Grundlagentext, wir würden unser politisches Mandat nicht nutzen, etwas entgegenzusetzen.

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Digitale Medien

Digitale Medien

«Nicht die Problemlagen und nicht Medien sind Gegenstand der Medienpädagogik in Sozialer Arbeit, sondern der Mensch, der mit ihnen umgeht.» (B. Hoffmann 2010).

Digitale Medien mit all ihren Chancen, aber auch ihren Herausforderungen sind für die Klientel und die Professionellen der Sozialen Arbeit gleichermassen ein Thema, das fordert und teils auch polarisiert. Dies zeigte sich auch bei der Arbeit an der vorliegenden Ausgabe: Wir erhielten so viele Artikelvorschläge zugestellt,dass wir problemlos einen doppelt so umfangreichen Schwerpunkt hätten zusammenstellen können. Die Beiträge auf den folgenden Seiten sind also ein Ausschnitt aus der grossen, bunten Wirklichkeit der digitalen Medien.
Warum diese überhaupt ein Thema für die Soziale Arbeit sind, darauf geht zum Einstieg Olivier Steiner ein. Monika Luginbühl als Vertreterin der Sozialpädagogik zeigt beispielhaft, wie Organisationen mit der Thematik umgehen können. Friederike Tilemann nimmt die Thematik der frühen Medienbildung auf und gibt Anhaltspunkte für den pädagogischen Alltag. Wie sich Jugendliche über und mit den digitalen Medien einbringen, schildert Sharmila Egger. Thomas Brunner erzählt, wie sich Beratung + Hilfe 147 von der einfachen Telefonhilfe zur Multichannel Helpline entwickelt hat, und Eleonora Quadri widmet sich in Kurzform der Online-Beratung. Wim Nieuwenboom, Gaby Merten und Tatjana Kreitmeier wiederum zeigen, wie Professionelle online von Fällen lernen können.
Neben den Chancen gibt es aber auch Risiken. Lisa-Marie Kress und Salvador Campayo nehmen diesen Aspekt in ihrem Artikel zur digitalen Ungleichheit auf. Besonders bei Personen mit einer Beeinträchtigung oder mit Migrationshintergrund gilt es zudem die Aspekte der Medienkompetenz besonders zu beachten – Corinne Reber Frei und Martina Suter gehen in ihren Beiträgen praxisnah darauf ein. Ergänzt wird die Artikelpalette mit einem Kurzbeitrag von Martina Hörmann und Patricia Flammer, der das Blended Counseling vorstellt – also die Kunst, die verschiedenen Kommunikationskanäle sinnvoll zu kombinieren.
Wir wünschen Ihnen beim analogen oder digitalen Lesen dieser Ausgabe viel Vergnügen.

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Religion

Religion

Religion ist eine der Wurzeln der Sozialen Arbeit und spielt heute noch eine bedeutsame – teils fruchtbare, teils problematische – Rolle in der Profession. Insbesondere Studierendenorganisationen an Hochschulen für Soziale Arbeit weisen darauf hin, dass die Anzahl der Mitstudierenden, welche christlich-fundamentalistische Positionen vertreten, stark zugenommen habe. Dies äussert sich vor allem in Diskussionen zu sexuellen Präferenzen oder Familienmodellen. Die Fachhochschulen müssen sich klar gegen jede Form der Intoleranz und Diskriminierung positionieren.
Der persönliche Glaube ist für viele Professionelle das Fundament für eine wertschätzende und unterstützende Haltung gegenüber ihren KlientInnen. Der Einleitungsartikel zeigt die unterschiedlichen Funktionen von Glauben für die Alltagspraxis in der Sozialen Arbeit auf. Das Fazit: Gläubige Menschen sind weder bessere noch schlechtere Professionelle. Der zweite Beitrag befasst sich mit dem Begriff Sekte und weist auf das Konfliktpotenzial von strikten Glaubensprinzipien hin. Beispiele für die Rolle der Religion im Berufsalltag veranschaulichen die Beiträge zur Gefängnis- sowie zur Flughafenseelsorge und zur pfarreilichen Sozialen Arbeit.
In Ihrem Berufsalltag werden Professionelle nicht nur mit ihrem eigenen Glauben bzw. Nichtglauben konfrontiert, sondern auch mit den Weltanschauungen und religiösen Identitäten ihrer KlientInnen: Wie ist beispielsweise die jüdisch-orthodoxe Lebensweise mit den SKOS-Richtlinien vereinbar? Welche Berührungspunkte bestehen in der Sozialen Arbeit mit dem Phänomen der dschihadistischen Radikalisierung, und wie sollen Sozialarbeitende mit diesen Herausforderungen umgehen? Bei aller Kritik an fundamentalistischen Haltungen von AdressatInnen der Sozialen Arbeit zeigt der letzte Beitrag auf, dass das Ernstnehmen von Glaubenssystemen als zentraler Ressource von KlientInnen unabdingbarer Bestandteil einer lebensweltorientierten Sozialen Arbeit sein muss.
Religiöse Vielfalt in der Gesellschaft ist heute grösser denn je. Die Forschenden des Nationalen Forschungsprogramms 58 (NFP 58) zählten 2011 in der Schweiz 5734 religiöse Gemeinschaften. Wir leben in einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft, in welcher sich die Soziale Arbeit zwingend mit Religiosität beschäftigen muss, damit ein angemessenes professionelles Handeln überhaupt möglich ist.
Das vorliegende Heft setzt sich kritisch mit der Rolle der Religion in der Sozialen Arbeit auseinander. Wie halten Sie es, liebe Leserin, lieber Leser, mit dem Glauben, mit der Religion? Wir wünschen Ihnen eine gute Lektüre und die eine oder andere Anregung für einen bewussten Umgang mit dem eigenen Glauben und der Reflexion Ihrer Einstellung zu Religion.

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Care

Care

Care-Arbeit ist Ihr Kerngeschäft, liebe Leserinnen und Leser. Denn Professionelle der Sozialen Arbeit sorgen beruflich für andere Menschen – Soziale Arbeit ist (bezahlte) Care-Arbeit. In den heutigen, von Finanzdruck und neoliberalem Gedankengut geprägten Zeiten wird zudem der Aspekt der «Selbstsorge» für Professionelle der Sozialen Arbeit immer wichtiger.
Der grössere Teil der in der Schweiz geleisteten Care-Arbeit wird aber nicht von den Fachleuten geleistet, sondern – unbezahlt – von Menschen, die auf privater Basis ihnen nahestehende Personen betreuen und pflegen. Es sind grossmehrheitlich Frauen, die hier jährlich insgesamt mehr als zwei Milliarden Stunden investieren.
Wir haben uns bei der Planung dieser Ausgabe von SozialAktuell entschieden, die unbezahlt geleistete Care-Arbeit zu fokussieren, und sind auch damit nahe bei der Sozialen Arbeit. Denn viele Sozialarbeitende sind mit dem unbezahlten Sektor der Care-Arbeit konfrontiert, weil ihre KlientInnen sich in diesem bewegen, zum Beispiel als alleinerziehende Mütter. Oft ist ihnen die unentgeltlich geleistete Care-Arbeit zudem aus eigener Erfahrung bekannt, weil sie selber neben dem beruflichen Engagement auch in ihrem privaten Umfeld für andere da sind, zum Beispiel für die immer gebrechlicher werdenden eigenen Eltern.
Die Autorinnen und Autoren der vorliegenden Ausgabe von SozialAktuell beleuchten das grosse Thema Care-Arbeit aus verschiedenen Perspektiven. Sie diskutieren und klären Begrifflichkeiten rund um Care und Care-Arbeit, und sie richten den Blick auf spezifische Aspekte. Auf die länderübergreifende Gesellschaftsutopie namens Care Revolution und auf die sich bei Care-Arbeit mit Dringlichkeit stellende Gleichstellungsfrage. Auf die wichtige Rolle der Grosseltern in der Kinderbetreuung und auf das in der Schweiz immer weiterverbreitete Care Farming. Nicht zuletzt geht es aber auch um den Bereich der schlecht bezahlten Care-Arbeit und, damit verbunden, um prekäre Lebenssituationen.
Nun wünschen wir Ihnen eine anregende und erkenntnisreiche Auseinandersetzung mit dem Thema Care. Wie immer sind wir an Reaktionen, zum Beispiel in Form von Leserbriefen, sehr interessiert.

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Soziale Arbeit und Musik

Soziale Arbeit und Musik

Musik betrifft praktisch alle, sei es als eigene Tätigkeit – fast 20 Prozent der Leute singen, 17 Prozent musizieren, 9 Prozent tanzen – oder als Zuhörerin und Zuhörer: Rund 95 Prozent hören privat Musik, 70 Prozent gehen an Konzerte. Klassikkonzerte werden in der Deutschschweiz, Konzerte mit Chanson in der Romandie, Jazz-, Funk- oder Countrykonzerte in der italienischen Schweiz am meisten besucht. Im Jahr 2016 gibt es in der Schweiz 407 Musikschulen, davon 354 in der Deutschschweiz, 36 in der Romandie, 13 in der italienischsprachigen Schweiz und 4 in der rätoromanischen Schweiz. So die neusten Zahlen der Taschenstatistik Kultur des Bundesamtes für Statistik, welche alljährlich einen Ein- und Überblick über die Kulturlandschaft Schweiz liefert. Wir alle haben einen eigenen Bezug zur Musik, wenngleich dieser auch sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Bei manchen spielt Musik eine zentrale Rolle in ihrem Alltags- und Berufsleben, bei anderen stellt diese eine überschaubare Nebensächlichkeit dar. Wie sieht es bei Ihnen aus? Können Sie sich ein Leben ohne Musik, ohne Musizieren, ohne Konzerte etc. vorstellen? Können Sie der Musik Ausgleich, Verarbeitungsmöglichkeit, Ausdruck, ja gar Glücksgefühl abgewinnen? Menschen, die sich der Musik eng verbunden fühlen, können sich ein Leben ohne Musik nicht vorstellen. Die Gründe dafür sind sehr vielfältig. Einer könnte in der Tat in der Leidenschaft begründet sein, wie die Originalworte von Richard Wagner es ausdrücken: «Die Musik ist die Sprache der Leidenschaft. » Klingt dieses Zitat wie Musik in Ihren Ohren, oder erachten Sie es eher als langweiligen Abgesang? Auch in unserem alltäglichen Sprachgebrauch hat die Musik einen festen Platz erobert – ob wir nun im Einklang leben mit der Natur, jemandem die Meinung geigen oder von Tuten und Blasen keine Ahnung haben. Eins ist sicher: Mit Musik kann man viele(s) erreichen. Entdecken Sie auf den folgenden Seiten, welchen kreativen Spielraum die Verbindung von Sozialer Arbeit und Musik eröffnet.

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Platzierungsprozesse

Platzierungsprozesse

Für betroffene Kinder und Jugendliche – aber auch für das ganze Familiensystem – bedeutet eine ausserfamiliäre Platzierung in ein Heim oder in eine Pflegefamilie einen grossen Einschnitt. So sind die Kinder und Jugendlichen einerseits nach einer Platzierung manchmal weit weg von ihrer Herkunftsfamilie untergebracht, sie müssen sich in neue Strukturen einfügen und haben andere Re­geln zu befolgen. Andererseits erleben sie häufig verlässliche Be­ziehungen, Kontinuität und Unterstützung. Für die Herkunfts­eltern ist eine ausserfamiliäre Platzierung häufig mit Scham und Schuldgefühlen verbunden.
Platzierungsprozesse benötigen im Interesse des Kindeswohls eine sorgfältige Vorbereitung und Begleitung. Umso erstaunlicher ist es, dass sie wenig erforscht sind. Fachleute stehen unter Druck, da die Situationen häufig sehr komplex sind und ein hoher Zeit­druck besteht. Die Eltern miteinzubeziehen, ist oftmals äusserst anspruchsvoll. Und gemäss den Kinderrechten sollen auch Kinder und insbesondere Jugendliche in den Platzierungsprozess mitein­bezogen werden. Zudem braucht es Vielfalt: Kinder, Jugendliche und Eltern sollen eine Wahl haben zwischen verschiedenen Mög­lichkeiten, im Sinne einer individuellen Lösung und Passung.
Viele Fachstellen beschäftigen sich heute mit dem Thema der Plat­zierung: Kinder­ und Jugendhilfezentren, Kindes­ und Erwachse­ nenschutzbehörden, polyvalente Sozialdienste, Schulpsychologi­sche Dienste etc. Es ist zu vermuten, dass nach wie vor subjektive Haltungen und Einstellungen der Fachpersonen sowie das nahe­liegende Angebot einen enormen Einfluss auf die Wahl des Plat­zierungsortes sowie grundsätzlich auf den Platzierungsprozess haben. Es gibt wenige praxistaugliche Leitfäden: Wir brauchen standardisierte Abläufe und insbesondere transparente Prozesse, die den Einbezug der Beteiligten regeln.
Die verschiedenen Beiträge in diesem Schwerpunkt zeigen unter anderem auf, welche Mechanismen bei einer Platzierung spielen, welche Qualitätsindikatoren vorliegen und welche Möglichkeiten des Einbezugs heute gelebt werden.
Ich danke allen Autorinnen und Autoren für ihre sehr geschätzten Beiträge und wünsche Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, eine span­nende Lektüre. Rückmeldungen und Kommentare sind wie immer sehr willkommen.

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