Année

Armut und soziale Ausgrenzung

Armut und soziale Ausgrenzung

Das Jahr 2010 zur Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung neigt sich seinem Ende zu. Es ist noch zu früh, eine Bilanz über den Erfolg der Armutsreduktion zu ziehen. Ohnehin wird sich eine solche Symbolpolitik nicht unmittelbar in der Senkung der Armutszahlen auswirken. Das Ausrufen eines thematischen Jahres dient vorwiegend der Mobilisierung, der Bündelung der Aktivitäten und der Öffentlichkeitsarbeit. In dieser Hinsicht hat das Jahr in der Schweiz eine beachtliche Wirkung gezeigt. Mit der Ausstellung «Im Fall» an 24 Ausstellungsorten hat die SKOS eine breite Öffentlichkeit erreicht. Die Strategie des Bundes zur Armutsbekämpfung ist erschienen, und am 9. November findet als letzter Höhepunkt die «Nationale Konferenz zur gemeinsamen Bekämpfung der Armut » statt. Zahlreiche Behörden und Organisationen haben sich an der Kampagne gegen Armut und soziale Ausgrenzung beteiligt und – was besonders wichtig ist – haben sich zu einem andauernden und nachhaltigen Engagement in dieser wichtigen Aufgabe verpflichtet. Armut halbieren lautet die Forderung für die nächste Dekade. Soll dieses ehrgeizige Ziel erreicht werden, sind Professionelle in der Sozialen Arbeit ganz besonders gefordert.

In diesem Heft werden einerseits die Strategien und Massnahmen der wichtigsten Akteure in der Armutsbekämpfung noch einmal zusammengefasst. Andererseits beschreiben wir die Aufgaben und Methoden der Sozialen Arbeit im Kampf gegen Armut und soziale Ausgrenzung und stellen sie in einen weiteren politischen Kontext. Wir wünschen uns, dass viele Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter am Arbeitsplatz sich für dieses grosse Ziel einsetzen und Arbeitgeber finden, die dies auch unterstützen. Der markige Ausspruch von Johann Heinrich Pestalozzi mag uns dabei daran erinnern, dass dieses Engagement nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch im Forum der Politik gefordert ist: «Barmherzigkeit ist das Ersäufen des Rechts im Güllenloch der Gnade.» Auch wenn die Durchsetzung des Rechts auf eine menschenwürdige Existenz für alle etwas kostet, ist das eine lohnende Investition in die Zukunft unseres Landes.

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Arbeitsbedingungen in der Sozialen Arbeit

Arbeitsbedingungen in der Sozialen Arbeit

Die Lohnrunde 2011 ist eröffnet, die Karten sind auf dem Tisch. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund SGB fordert einen Lohnanstieg von zwei bis drei Prozent, Travail.Suisse will für Erhöhungen von ein bis zwei Prozent plus den vollen Teuerungsausgleich kämpfen. Der Schweizerische Arbeitgeberverband befindet die gewerkschaftlichen Forderungen in einer ersten Reaktion für mehrheitlich zu hoch und verweist auf die nach wie vor labile Verfassung der Wirtschaft.

In welcher Verfassung befindet sich denn der Sozialbereich? Die Meldungen der letzten Zeit sind unterschiedlich. Im Kanton St. Gallen etwa herrschen für SozialpädagogInnen rosige Zeiten, da sie auf dem Arbeitsmarkt äusserst gefragt sind. Gleichzeitig müssen im selben Kanton die MitarbeiterInnen der Behinderteninstitutionen auf die Barrikaden steigen, weil die Budgetvorgaben 2011 – falls sie denn voll umgesetzt werden – Einsparungen beinhalten, die bis zu fünfzig Arbeitsplätze gefährden. Ein heterogenes Bild zeichnen auch die Beiträge zum Thema Arbeitsbedingungen in der Sozialen Arbeit, die Sie in diesem Heft finden. Eines steht fest: Im Sozialbereich herrscht nach wie vor eine grosse Dynamik. Neue Anstellungsverhältnisse, neue Betriebsformen, neue Ausbildungslevels, daneben ein Ringen um weitere Professionalisierung, um bessere Arbeitsbedingungen – ein paar Stichworte von vielen, auf die auf den folgenden Seiten eingegangen wird.

Der dynamische Wandel fordert heraus, nicht nur die einzelnen Berufstätigen, sondern auch den Berufsverband. Die Sektionen von AvenirSocial setzen sich vor Ort engagiert für die Interessen der ArbeitnehmerInnen ein. Mit der neuen Präsidentin des VPOD, einer Sozialarbeiterin (siehe nebenstehendes Interview), haben sie eine wichtige Verbündete erhalten – zum Beispiel im Einsatz für mehr Gesamtarbeitsverträge. Wir wünschen Ihnen punkto Lohn viel Erfolg und hoffen, dass die Lektüre dieser Ausgabe von SozialAktuell Sie ermuntert, sich selbstbewusst und wo nötig kämpferisch in Ihrer Arbeitswelt zu bewegen.

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Jugendgewalt

Jugendgewalt

Die Geschichte der Jugendgewalt ist noch nicht geschrieben. Vielleicht beginnt sie beim «bösen Friederich», dem argen Wüterich, der sogar vor Gewalt gegen seine Amme nicht zurückschreckte. «Und höre nur, wie bös er war: er peitschte ach sein Gretchen gar».

Diese Episode aus Heinrich Hoffmanns «Struwwelpeter» mag aus heutiger Sicht harmlos wirken, angesichts der Bilder des brutalen Überfalls von Schweizer Jugendlichen auf einen Mann in München im Sommer 2009. Kaum ein Übergriff von Jugendlichen hat die Öffentlichkeit so nachhaltig schockiert und einmal mehr Stimmen laut werden lassen, die mehr Repression und härtere Strafen für jugendliche Gewalttäter fordern.

Weshalb dieses Thema nun auch noch in SozialAktuell, mögen Sie sich fragen. Reicht es nicht, wenn bereits sämtliche Medien mit reisserischen Titeln und Bildern zu Übergriffen durch Jugendliche Quote machen wollen? Wir finden: Nein. Der genaue, hinterfragende Blick auf Jugendgewalt, fernab von populistischen Berichten und vorschnellen Schlussfolgerungen, ist für die Soziale Arbeit unerlässlich.

Dass die Jugend nicht besser ist als die Gesellschaft, in der sie aufwächst, zeigen Tobias Studer und Margot Vogel in im Eingangsbeitrag. Auf die Rolle von Elternhaus, Freizeitkult und elektronischen Medien kommt H.-W. Reinfried im Interview zu sprechen. Seine Überlegungen zur Prävention werden von Thomas Vollmer aufgegriffen, der zwei Programme gegen Jugendgewalt erläutert. Andrea Früh wirft einen Blick auf die von jungen Männern dominierte Szene der gewaltbereiten Fussballfans und die entsprechenden sozialarbeiterischen Interventionen. Rahel Heeg klärt auf über die geschlechterspezifischen Ausprägungen von Gewalt bei Mädchen, Jachen Nett präsentiert Resultate seiner Forschung zum Thema Migration und Gewalt und Franziska Greber weist zum Schluss auf Gewaltausübung durch Jugendliche in der Familie und in partnerschaftlichen Beziehungen hin.

Wir wünschen eine anregende Lektüre.

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5 Jahre AvenirSocial

5 Jahre AvenirSocial

Die Professionellen der Sozialen Arbeit haben in ihrer Arbeit Tag für Tag mit Menschen zu tun, die sich aus dem einen oder anderen Grund in Schwierigkeiten befinden. Sie haben einen tiefen Einblick in die sozialen Problemstellungen und die Schattenseiten unserer Gesellschaft. Dieses Wissen bringt auch eine hohe Verantwortung mit sich: Sozialarbeitende sollten sich deshalb nicht damit begnügen, ihre Arbeit gewissenhaft auszuführen. Sie sollten die Erkenntnisse aus ihrem Alltag auch in die politische Diskussion tragen! Denn nur adäquate politische Rahmenbedingungen sorgen im Sozialbereich für Nachhaltigkeit der Resultate.

Dieser Wille, die Stimme der Sozialen Arbeit lauter und vernehmbarer ertönen zu lassen, war vor fünf Jahren der Motor für die Gründung von AvenirSocial, einem Verband, der durch die Fusion aus aus drei schon bestehenden Berufsverbänden heraus entstanden ist. Unter dem gemeinsamen orangefarbenen Banner der sozialen Gerechtigkeit und der Würde aller BürgerInnen ist ein ambitioniertes politisches Projekt entstanden. Jetzt, da die Sozialversicherungen immer mehr unter Druck geraten, ist es wichtig, Verbündete für die Verteidigung und Promotion dieser demokratischen Errungenschaften zu finden. An den Schnittstellen zwischen der Zivilgesellschaft und der Politik haben die Professionellen Sozialer Arbeit ein Instrument aufgestellt, um die Anliegen ihrer KlientInnen und ihre Anliegen einbringen zu können: ihren Berufsverband.

Der vorliegende Themenschwerpunkt zum 5-Jahr-Jubiläum von AvenirSocial wirft einen Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Verbands. Einige Exponentinnen und Mandatsträger geben einen Einblick in die Aktivitäten und Themenfelder des Verbands und bewerten die Erfolge und Misserfolge. Manchem Sieg stehen schmerzliche Niederlagen gegenüber. Sozialpolitik, Bildungspolitik und Arbeitsmarktpolitik finden sowohl auf globaler (internationaler) als auch auf regionaler (nationaler) und lokaler (kantonaler) Ebene statt. Je nach Kontext sind der internationale Verband, die nationale Geschäftsstelle, die verschiedenen Fachgremien oder die Sektionen involviert.

Weiter versuchen externe GastautorInnen in dieser Ausgabe, die Möglichkeiten politischer Sozialer Arbeit in einen theoretischen Rahmen zu giessen, ihre Erfahrungen aus der sozialpolitischen Praxis aufzuarbeiten oder die Herausforderungen für die aktive Mitgliedschaft und das Ehrenamt innerhalb eines Berufsverbands zu skizzieren. Welche Ziele können wir verfolgen? Welche Mittel haben wir dazu? Nicht zuletzt wird unsere Verbandsarbeit durch gesellschaftliche und finanzielle Vorgaben determiniert.

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!

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Gemeinwesenarbeit

Gemeinwesenarbeit

Der Ursprung der Gemeinwesenarbeit (GWA) ist bei BürgerInnen-Bewegungen anzusiedeln, die für soziale Gerechtigkeit und Demokratisierung in allen Lebensbereichen kämpften. Noch heute unterstützt die GWA die Integration von Minderheiten oder Randgruppen und verleiht ihnen eine Stimme.

Im  Unterschied zu ihren Anfängen arbeitet GWA heute aber nicht mehr im selben Ausmass konfrontativ gegen herrschaftliche Strukturen und Verhältnisse, sondern sie nimmt oft eine intermediäre Rolle zwischen Betroffenen und EntscheidungsträgerInnen ein. Wenn es darum geht, einen Stadtteil neu zu planen, Kinderpielplätze zu bauen oder öffentliche Plätze zu gestalten, setzen sich Professionelle der GWA dafür ein, dass sich Angehörige und Schlüsselpersonen eines Gemeinwesens mit VertreterInnen von Institutionen, der Verwaltung und der Politik an einen runden Tisch setzen. Mit öffentlichen Grossgruppenanlässen für die Bevölkerung schaffen sie ausserdem Plattformen für die Mitsprache aller betroffenen Personen. Ihre Methoden stellen sicher, dass auch der soziale Aspekt in ein Projekt integriert und die Chance auf Nachhaltigkeit verbessert wird.

Da bekannt ist, dass öffentliche Plattformen vor allem von Menschen mit einem bestimmten sozioökonomischen Hintergrund genutzt werden, sucht die GWA mancherorts Betroffene auch in ihrem Zuhause auf, befragt sie im Hinterhof oder führt Diskussionen auf öffentlichen Plätzen. So werden auch diejenigen BewohnerInnen angeregt, sich aktiv in ein Gemeinwesen einzubringen, die sonst eher unsichtbar bleiben. Gemeinsam mit anderen gestalten sie ihr Umfeld auf eine Art und Weise, die es für alle lebenswerter macht und zu mehr sozialer Gerechtigkeit und Chancengleichheit führt. Der soziale Zusammenhalt wächst, und aus den nachhaltigen Projekten wachsen nachhaltige Gemeinschaften, die nur noch punktuell unterstützt und begleitet werden.

Mit diesem Heft laden wir Sie dazu ein, sich für ihre Arbeit oder ein Engagement in ihrem eigenen Lebensumfeld inspirieren zu lassen.

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Umgang mit Grenzen

Umgang mit Grenzen

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Alter – Herausforderungen für die Soziale Arbeit

Alter – Herausforderungen für die Soziale Arbeit

Eine der grössten Herausforderungen, vor der die Sozialpolitik und die Soziale Arbeit derzeit stehen, ist die zunehmende Alterung der Bevölkerung. Damit einher gehen neue Anliegen und Bedürfnisse, die innerhalb der Schweizer Alterspolitik auf unterschiedlichen Fachgebieten thematisiert werden müssen. Die wichtigsten Fragen sind wohl, wie Menschen im Alter am besten betreut werden, welche Strukturen bereits vorhanden sind und wie diese weiterentwickelt werden können. Welche Vorstellungen haben wir vom Alter und welchen Einfluss haben diese auf die politischen Entscheidungen und das Betreuungsangebot? Dies sind die Themen, die im Fokusthema der neuesten Ausgabe von SozialAktuell behandelt werden.

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Arbeitsintegration

Arbeitsintegration

Arbeitsintegration

Vor nicht allzu vielen Jahren wurden arbeitslose Mitbürger noch stigmatisiert. Das sei, so meint man, heute völlig anders. Weil es im schnellen Strukturwandel der Wirtschaft und in der globalen Krise jeden und jede treffen könne. Also sprechen Behörden und Sozialdienste politisch korrekt lieber von Erwerbslosen statt von Arbeitslosen. Als ob sich damit die Stigmatisierung auflöse. Selbst in einem reichen Land wie der Schweiz wächst der Druck durch Gesellschaft, Politik und Sozialversicherungen an, Arbeitslose wieder in die Arbeitswelt zu „integrieren“.

Aber noch immer fühlen sich Erwerbslose randständig. Daran ändert auch die hohe Quote Betroffener nicht viel. Dass eine Reintegration in den Arbeitsmarkt nicht immer einfach ist und nicht nur mit dem Alter der Betroffenen zusammenhängt, sondern auch von deren Qualifikationen und sozialer Stellung, ist bekannt. Und dennoch: ALV- und IV-BezügerInnen, Sozialhilfeabhängigen, Langzeiterwerbslosen und so genannt ausgesteuerten Menschen hängt noch immer ein Stigma an. Und so suchen RAV und Arbeitslosenkassen vermehrt nach Anzeichen einer selbstverschuldeten Erwerbslosigkeit, Sozialhilfebehörden nach Hinweisen auf Missbrauch, IV-Stellen nach strengeren Aufnahmekriterien.

Daneben gibt es eine ganze Reihe ernsthafter Bemühungen, Menschen wieder in den ersten – oder zumindest in den zweiten – Arbeitsmarkt  zu integrieren. Arbeit statt Fürsorge ist oberstes Gebot. Auch wenn die Reintegrationsleistung in den Arbeitsmarkt durch Arbeitsprogramme relativ mager ist, wie so manche Studie zu den Vermittlungsquoten von ALV-, IV- und SozialhilfebezügerInnen ergeben hat, so sind doch die Bemühungen um eine soziale Integration durch eine vorübergehende Beschäftigung nicht hoch genug einzuschätzen. Denn das stetig zunehmende Problem einer hartnäckigen Sockelarbeitslosigkeit zeigt, dass es Menschen gibt, die auch beim besten Willen nicht mehr in den Arbeitsmarkt zurück finden.

Die folgenden Seiten zeigen: Gute Ideen von Leuten, die viel Herzblut und Engagement zur Problemlösung beitragen, sind da. Ausführende auch – also packen wir zusammen die Chance!

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Erwachsenen- und Kinderschutz

Erwachsenen- und Kinderschutz

Was lange währt, wird endlich wahr! Es tönt unglaublich, aber die Revision des bisherigen Vormundschaftsrechtes dauert 20 Jahre. 1992 startete die Revision, 2008 hat das Parlament das neue Erwachsenen- und Kindesschutzrecht verabschiedet, voraussichtlich auf 2013 soll es in Kraft treten und umgesetzt werden. Vieles muss bis dahin noch vorbereitet und konkretisiert werden. Anlass für die Redaktion, den Schwerpunkt dieser Ausgabe dem Thema zu widmen. Wir beleuchten es aus verschiedenen Blickwinkeln. Es war uns ein Anliegen, neben wichtigen Spezialist/-innen, die sich bei der Entwicklung beteiligten, auch Vertreterinnen und Vertreter der Praxis zu Wort kommen zu lassen. Welche Auswirkungen wird das neue Recht auf die Soziale Arbeit in diesem Arbeitsfeld haben?

 

Im neuen Gesetz kommt ein breiter gesellschaftlicher Trend, eine neue Haltung gegenüber den betroffenen Menschen zum Ausdruck. Individuelle und massgeschneiderte Massnahmen werden möglich, die Handlungsfähigkeit der Betroffenen wird nur eingeschränkt wo unbedingt nötig, das Selbstbestimmungsrecht soll gestärkt werden. Können diese Vorhaben auch tatsächlich umgesetzt werden? Hier wagen wir auch einen Blick nach Deutschland, dort hat man mit dem neuen Betreuungsrecht bereits erste Erfahrung gesammelt.

 

Die Neuorganisation auf Behördenebene ist ein weiterer umstrittener Punkt: Hier sind die Kantone gefordert. Auf die aktuelle Planungssituation wird eingegangen, in einzelnen Kantonen sind noch grosse Baustellen offen.

 

Wir gehen davon aus, dass das neue Recht die Spezialisierung und Professionalisierung der Sozialen Arbeit in diesem traditionellen Arbeitsfeld der Eingriffsfürsorge beschleunigen wird. Es kann auch sein, dass dieses herausforderende und konfliktreiche Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit, welches das Leben der Betroffenen stark tangiert, vermehrt in den kritischen Fokus der Öffentlichkeit gerät.

 

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Familien- und schulergänzende Kinderbetreuung

Familien- und schulergänzende Kinderbetreuung

Caritas und SKOS haben im Januar das internationale Jahr der Armut unter grosser massenmedialer Beobachtung lanciert. Sie präsentierten der Öffentlichkeit konkrete Zahlen, nämlich diejenige von 7-900’000 Armutsbetroffenen in der Schweiz, und Vorschläge, wie Prekarität und soziale Ausgrenzung bekämpft werden können – ein Kerngeschäft der Sozialen Arbeit. Die Reaktion liess nicht lange auf sich warten. Zuerst wurden die Zahlen als viel zu hoch und unrealistisch kritisiert (was durchaus legitim ist, da Definition und Berechnung von Armut je nach hinzugezogenen Kriterien ganz anders ausfallen kann). Danach wurden die Vorschläge mit den Argumentern „zu teuer“ und „kein Ausbau des Sozialstaates“ schnell ad acta gelegt. Parallel dazu ging noch die seit den Debatten um Scheininvalide und Sozialhilfebetrüger allzu bekannte pauschale Diskreditierung der Armutsbetroffenen über die mediale Bühne.

 

Besonders irritierend ist aber der ausgesprochen gehässige und herablassende Ton, mit dem ein ganzer Berufsstand angegriffen worden ist: Die Sozialarbeitenden. So verkündet etwa SVP-Mann Toni Bertoluzzi im Fernsehen vor einem Millionenpublikum, dass die Sozialarbeitenden „total versagen“ und ihre Arbeit absichtlich nicht gut machen. Denn sie hätten gar kein Interesse daran, die Betroffenen wieder in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft zu integrieren, da sie damit ja ihre eigenen Jobs überflüssig machen würden. Eine Frechheit! In seinem Windschatten wirft die Weltwoche den „Sozialpropagandisten“ der SKOS vor, im Sozialwesen einen rechtsfreien Raum ausserhalb der demokratischen Kontrolle schaffen zu wollen – absurd! Und Caritas-Chef Hugo Fasel wird unterstellt, er missbrauche das Thema für seine eigenen Zwecke. Denn alarmierende Armutsberichte generieren üppige Spendengelder, mit denen sich eine „behagliche Eigenexistenz“ mit dicker Lohntüte führen lässt. Fazit der Schmutzkampagne: „Mit Armut lässt sich Geld verdienen“.

 

Die gezielte Provokation und Diffamierung der Sozialarbeitenden hat System. Wer gegen den ungeliebten Sozialstaat vorgehen will, diskreditiert am Besten seine VertreterInnen. Es ist bitter nötig, dass sich die im Sozialwesen tätigen Berufsleute aktiver in die zunehmend mit harten Bandagen geführte politischen Diskussion einmischen.

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Varia

Varia

Die Finanz- und folglich die Wirtschaftskrise haben in den letzten Monaten immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Während in den Medien beinahe täglich über Personalentlassungen berichtet wird, schreiben zahlreiche Unternehmen, so auch die Banken und Versicherungen, (wieder) hohe Gewinne. Der globale Kapitalismus geht weiter, wie wenn nichts gewesen wäre.

Dass Menschen dadurch in ihrer Existenz gefährdet sind und sich die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnet, scheint nicht attraktiv für öffentliche Diskussionen. Es wird kaum über das Schicksal und die Nöte der Menschen nachgedacht und nach Lösungen gesucht. Nicht die Probleme der Menschen stehen im Mittelpunkt der politischen Debatte, sondern die Probleme der Instrumente, die eine Antwort auf die Probleme der Menschen geben sollten. Die zahlreichen erfolgten und vorgesehenen Revisionen der Sozialversicherungen zeigen dies deutlich.

Die Finanz- und Wirtschaftkrise ruft uns auf, über Werte und soziale Gerechtigkeit nachzudenken und Forderungen zu stellen. Die von AvenirSocial und der Schweizerischen Gesellschaft für Sozialarbeit SGSA dazu geplante Tagung vom letzten Herbst konnte jedoch mangels Anmeldungen nicht stattfinden. Als häufigster Grund für die Nichtanmeldung wurde Zeitmangel angegeben. Das stimmt nachdenklich.

Gerade die Professionellen der Sozialen Arbeit, die täglich mit Opfern des globalen Kapitalismus in Kontakt sind, haben das Wissen und die Fähigkeiten, sich für eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen. Dies wird uns aber nur gemeinsam gelingen. Deshalb: Nehmen wir uns die Zeit, um über die Werte in unserer Gesellschaft nachzudenken! Ich danke im Namen von AvenirSocial allen, die dazu bereit sind.

Wegen der ausgefallenen Jahrestagung entfällt auch der dazu geplante Themenschwerpunkt der vorliegenden Ausgabe, die deshalb etwas weniger umfangreich ist als sonst. Wir haben für Sie einige interessante Artikel zusammengestellt und wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre!

 

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Spiritiualität

Spiritiualität

Was hat dieses Thema im SozialAktuell verloren, mögen Sie sich fragen. 
Nun, immerhin waren Armenfürsorge und Wohlfahrtspflege über die Jahrhunderte eng mit den Kirchen und ihren sozialen Einrichtungen verbunden. Das religiöse Gedankengut des christlichen Abendlandes, seine Spiritualität, prägten auch die Soziale Arbeit und ihre ProtagonistInnen.

Mit der Moderne haben die monotheistischen Religionen an Bedeutung verloren. Von agnostischen oder atheistischen Grundhaltungen abgesehen, wendeten sich die Menschen auch asiatischen Religionen oder Philosophien zu. Initiiert durch die Frauenbewegung lebten zudem alte naturbezogene Religionen und ihre Rituale auf, so dass heute vielfältige Formen von  Spiritualität gelebt werden – sei es in einer stillen Meditation am Morgen oder im Staunen darüber, wie sich im Herbst die Blätter verfärben.

Gleichwohl spielen christlich-religiöse Organisationen auch in der Gegenwart eine bedeutende Rolle. Ihr Engagement in den Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit ist umfassend. Viele Fachkräfte der Sozialen Arbeit sind Angehörige einer Glaubensgemeinschaft und in der einen oder anderen Form für einen kirchlichen Träger tätig. Den meisten gelingt es, eine Balance zwischen einer persönlichen, religiösen Überzeugung und professionellem Handeln herzustellen. Doch das Beispiel des Jugendtreffs „Jambo“ in Kloten, zeigt, wie brisant das Bemühen um eine Trennung von Kirche und Staat auch in der Sozialen Arbeit ist: Dort entzogen die Behörden den Freikirchen das Mandat, weil sie nicht bereit waren, ihre religiösen Aktivitäten aufzugeben.

Nicht nur der Stellenwert der Religion, auch die Bedeutung der Spiritualität in der Sozialen Arbeit unterliegt einer Kontroverse.

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