Jugendgewalt

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Die Geschichte der Jugendgewalt ist noch nicht geschrieben. Vielleicht beginnt sie beim «bösen Friederich», dem argen Wüterich, der sogar vor Gewalt gegen seine Amme nicht zurückschreckte. «Und höre nur, wie bös er war: er peitschte ach sein Gretchen gar».

Diese Episode aus Heinrich Hoffmanns «Struwwelpeter» mag aus heutiger Sicht harmlos wirken, angesichts der Bilder des brutalen Überfalls von Schweizer Jugendlichen auf einen Mann in München im Sommer 2009. Kaum ein Übergriff von Jugendlichen hat die Öffentlichkeit so nachhaltig schockiert und einmal mehr Stimmen laut werden lassen, die mehr Repression und härtere Strafen für jugendliche Gewalttäter fordern.

Weshalb dieses Thema nun auch noch in SozialAktuell, mögen Sie sich fragen. Reicht es nicht, wenn bereits sämtliche Medien mit reisserischen Titeln und Bildern zu Übergriffen durch Jugendliche Quote machen wollen? Wir finden: Nein. Der genaue, hinterfragende Blick auf Jugendgewalt, fernab von populistischen Berichten und vorschnellen Schlussfolgerungen, ist für die Soziale Arbeit unerlässlich.

Dass die Jugend nicht besser ist als die Gesellschaft, in der sie aufwächst, zeigen Tobias Studer und Margot Vogel in im Eingangsbeitrag. Auf die Rolle von Elternhaus, Freizeitkult und elektronischen Medien kommt H.-W. Reinfried im Interview zu sprechen. Seine Überlegungen zur Prävention werden von Thomas Vollmer aufgegriffen, der zwei Programme gegen Jugendgewalt erläutert. Andrea Früh wirft einen Blick auf die von jungen Männern dominierte Szene der gewaltbereiten Fussballfans und die entsprechenden sozialarbeiterischen Interventionen. Rahel Heeg klärt auf über die geschlechterspezifischen Ausprägungen von Gewalt bei Mädchen, Jachen Nett präsentiert Resultate seiner Forschung zum Thema Migration und Gewalt und Franziska Greber weist zum Schluss auf Gewaltausübung durch Jugendliche in der Familie und in partnerschaftlichen Beziehungen hin.

Wir wünschen eine anregende Lektüre.