Soziale Arbeit im unfreiwilligen Kontext
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Soziale Arbeit im unfreiwilligen Kontext
Unfreiwilligkeit, widrige Umstände, Zwangskontext, Pflichtklientschaft: unsere Autor/-innen des vorliegenden Themenschwerpunktes verwenden unterschiedliche Begriffe. Faktum ist, dass Soziale Arbeit seine Wurzeln in der Armenfürsorge und in der Heimerziehung hat. Beide Bereiche waren nie Orte der Freiwilligkeit.
Unsere These ist: Es ist auch heute ein konstituierendes Merkmal von Sozialer Arbeit, dass sie im Wesentlichen in Institutionen und Feldern stattfindet, zu denen der Zugang und die Unterstützung der Klient/-innen aufgrund hoheitlicher Machtausübung und nicht selten auch mit der Androhung von Sanktionen erfolgt. Soziale Arbeit hat sich im Laufe der gesellschaftlichen Entwicklung und seiner Professionalisierung zunehmend kritisch damit auseinandergesetzt: Wie kann sie sich als nicht bloss ausführendes Organ staatlicher Ordnung verstehen? Wie kann in diesen Kontexten sinnvolle und hilfreiche Arbeit stattfinden, welche die Selbstbestimmung und die Entscheidungsmöglichkeiten der Klient/-innen vergrössert oder zumindest erhält?
Zu beobachten sind auch vielfältige Absetzbewegungen: Kolleg/-innen aus Praxis und Theorie versuchen diesen zentralen Fragen explizit oder auch heimlich auszuweichen und suchen Themen und Arbeit ausserhalb der klassischen Felder. Optionen gibt es viele im wachsenden Beratungsmarkt: von Spezialisierung über Prävention bis hin zu Supervision und Mediation. Wir wollen nicht alles schlecht reden. Auffällig ist jedoch auch, dass dabei häufig die Berufsbezeichnung Sozialarbeiter/-in oder Sozialpädagog/-in rasch auf der Strecke bleibt.
SozialAktuell stellt sich mit dieser Nummer erneut dieser Auseinandersetzung. Erwünscht waren grundsätzlich bejahende, aber auch kritische und provozierende Positionen. Dabei sind wir auf Schwierigkeiten gestossen, z.B. bei der Suche nach Fachkolleg/-innen aus den Hochschulen, die bereit waren sich dazu zu äussern. Dank gebührt deshalb Gisela Hauss, Werner Stotz und Johannes Schleicher für ihre Beiträge. Praxisnahe Berufskolleg/-innen sagten wesentlich spontaner zu. Es wirkt beispielhaft und ermutigend, wenn Kolleg/-innen ihre Praxis darstellen und kritisch reflektieren.