Sexueller Missbrauch

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«Der Sozialtherapeut H. S. missbrauchte mehr als 100 Kinder in verschiedensten Heimen. Der Schulsozialarbeiter T. B. wird verdächtigt, 20 Knaben missbraucht zu haben.» Diese beiden Fälle haben in jüngster Zeit die schweizerische Öffentlichkeit und die Fachwelt der Sozialen Arbeit erschüttert. Auch wenn bei solch schwierigen und emotional besetzten Themen die Gefahr von Überreaktion, von kurzfristiger Aufgeregtheit und Skandalisierung mit anschliessender erneuter Tabuisierung besteht, hat das Ganze auch eine nützliche Seite. Viele soziale Institutionen, Führungsverantwortliche und sozial Tätige, wir alle wurden dazu gezwungen, uns ernsthaft mit der Prävention von und dem Umgang mit sexueller Ausbeutung im professionellen Kontext zu befassen. Uns ist bewusst, dass der überwiegende Anteil im privaten Umfeld stattfindet.
Trotzdem fokussieren wir auf den beruflichen Kontext. Denn hier bestehen trotz fachlicher Diskussion und Prävention nach wie vor Unsicherheiten. Darf ich als Sozialpädagoge ein weinendes Kind auf den Schoss nehmen? Worauf soll ich als Heimleiterin beim Einstellungsgespräch achten? Und besteht bei all den Reglementen und Standardisierungen nicht die Gefahr, dass wir im Alltag an Authentizität, Spontanität und menschlicher Nähe verlieren, auf welche gerade unsere schwächsten KlientInnen und Betreuten ganz besonders angewiesen sind? Wir haben versucht, relevante Stimmen und zentrale Aspekte in dieser Nummer zu versammeln. Lesen Sie unbedingt den einleitenden Beitrag, der mit Fallen und falschen Annahmen aufräumt. Welche präventiven Massnahmen wirken wirklich? Welche Instrumente liegen vor? Welches sind die ersten Erfahrungen damit in den Institutionen? Wie können Pädophile mit ihrer Präferenzstörung umgehen, und welche Möglichkeiten zur Therapie gibt es? Die Antworten auf diese Fragen sowie eine Fülle an Information und weiteren Materials finden Sie auf den folgenden Seiten.
Sexueller Missbrauch, Übergriff oder Ausbeutung? Jeder einzelne Begriff hebt ein Element eines komplexen Vorfalls hervor und vernachlässigt gleichzeitig ein anderes. Am Ende haben wir uns für den etwas plakativeren und vor allem in Deutschland üblichen Begriff «Sexueller Missbrauch» entscheiden.