Familien- und schulergänzende Kinderbetreuung

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Caritas und SKOS haben im Januar das internationale Jahr der Armut unter grosser massenmedialer Beobachtung lanciert. Sie präsentierten der Öffentlichkeit konkrete Zahlen, nämlich diejenige von 7-900’000 Armutsbetroffenen in der Schweiz, und Vorschläge, wie Prekarität und soziale Ausgrenzung bekämpft werden können – ein Kerngeschäft der Sozialen Arbeit. Die Reaktion liess nicht lange auf sich warten. Zuerst wurden die Zahlen als viel zu hoch und unrealistisch kritisiert (was durchaus legitim ist, da Definition und Berechnung von Armut je nach hinzugezogenen Kriterien ganz anders ausfallen kann). Danach wurden die Vorschläge mit den Argumentern „zu teuer“ und „kein Ausbau des Sozialstaates“ schnell ad acta gelegt. Parallel dazu ging noch die seit den Debatten um Scheininvalide und Sozialhilfebetrüger allzu bekannte pauschale Diskreditierung der Armutsbetroffenen über die mediale Bühne.

 

Besonders irritierend ist aber der ausgesprochen gehässige und herablassende Ton, mit dem ein ganzer Berufsstand angegriffen worden ist: Die Sozialarbeitenden. So verkündet etwa SVP-Mann Toni Bertoluzzi im Fernsehen vor einem Millionenpublikum, dass die Sozialarbeitenden „total versagen“ und ihre Arbeit absichtlich nicht gut machen. Denn sie hätten gar kein Interesse daran, die Betroffenen wieder in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft zu integrieren, da sie damit ja ihre eigenen Jobs überflüssig machen würden. Eine Frechheit! In seinem Windschatten wirft die Weltwoche den „Sozialpropagandisten“ der SKOS vor, im Sozialwesen einen rechtsfreien Raum ausserhalb der demokratischen Kontrolle schaffen zu wollen – absurd! Und Caritas-Chef Hugo Fasel wird unterstellt, er missbrauche das Thema für seine eigenen Zwecke. Denn alarmierende Armutsberichte generieren üppige Spendengelder, mit denen sich eine „behagliche Eigenexistenz“ mit dicker Lohntüte führen lässt. Fazit der Schmutzkampagne: „Mit Armut lässt sich Geld verdienen“.

 

Die gezielte Provokation und Diffamierung der Sozialarbeitenden hat System. Wer gegen den ungeliebten Sozialstaat vorgehen will, diskreditiert am Besten seine VertreterInnen. Es ist bitter nötig, dass sich die im Sozialwesen tätigen Berufsleute aktiver in die zunehmend mit harten Bandagen geführte politischen Diskussion einmischen.